Kirche verändert sich – wir gehen aufeinander zu, ohne uns selbst zu verlieren

  27.11.2025    Kirchenvorstand Sonstiges

Liebe Gemeindeglieder der lutherischen und reformierten Gemeinden in Blomberg,

wenn Sie die Landeszeitung verfolgen oder aufmerksamer Beobachter der kirchlichen Geschehnisse in Blomberg und Lippe sind, wissen Sie es schon lange: unsere Kirche und auch unsere Gemeinden werden nicht für immer so bleiben können, wie Sie derzeit sind. Das hat vielerlei Gründe. Zum einen sinken die Kirchensteuereinnahmen durch Verstorbene, Geburtenrückgang und Austritte, zum anderen steht eine Pensionierungswelle der Pfarrpersonen bevor und der theologische Nachwuchs fehlt.

Die Synode, das Entscheidungsgremium der Lippischen Landeskirche, hat im Juni getagt und sich den Zukunftsfragen gestellt: Wie können und wollen wir in Zukunft Kirche in Lippe sein? Wie können wir unseren Glauben, unsere Werte und Traditionen behalten und weitergeben und uns trotzdem zukunftsfähig machen? Die Synode hat beraten und diskutiert und verschiedene Ideen auf den Weg gebracht. Eine dieser Ideen nennt sich „regiolokale Zusammenarbeit“. In der Region soll lokal zwischen den Gemeinden zusammengearbeitet werden – in welcher Form genau ist noch nicht festgelegt.

Die Kirchenvorstände der ref. Gemeinden Cappel-Istrup und Blomberg sowie der luth. Gemeinde Blomberg haben sich bereits im Frühjahr einen Tag lang Gedanken darüber gemacht, wie eine gute Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg gelingen kann. Die Gemeinde Cappel-Istrup hat vor nicht allzu langer Zeit einen Fusionsprozess hinter sich, von dem wir Kernstadtgemeinden lernen können. Es hat sich daraufhin eine Kooperations-AG mit jeweils zwei Kirchenältesten und der jeweiligen Pastorin / des Pastors der Gemeinden gebildet.

Das Ziel der Zusammenarbeit ist aber keine Fusion der Kirchengemeinden, was eine völlige Aufgabe der Selbstständigkeit zur Folge hätte, sondern die bewusste Zusammenarbeit in bestimmten Bereichen. Dies schont personelle und finanzielle Ressourcen und birgt eine große Chance: Wir können miteinander Kirche sein. Wir können uns gemeinsam fragen: Warum sind wir in der Kirche? Was steckt für mich im Evangelium? Woran wollen wir festhalten und was darf sich verändern? Und vor allem: Wir bündeln unsere Kräfte, unsere Stärken und unsere Gedanken.

Die Zusammenarbeit im Team z.B. im pastoralen Dienst ist schon jetzt vor Ort gut geregelt: wir sprechen uns zu dritt für Urlaubs- und Fortbildungsvertretung ab und wir erstellen Gottesdienstpläne, die die liebgewonnen Traditionen und Liturgien der Gemeinden achten, aber auch neue Formen wagen. Die reformierten Gemeinden kooperieren z.B. im Popkantorat (JuGo und Popkantoratsgottesdienst), die Kernstadtgemeinden probieren sich seit einem Dreivierteljahr an der Kirche Kunterbunt aus. In den Schulferien findet nicht in jeder Kirche ein Gottesdienst statt. Wir besuchen uns gegenseitig – wir feiern zusammen – wir achten einander und freuen uns, wenn wir zusammen viele sind.

Berührungspunkte der Gemeinden gibt es schon lange: im ökumenischen Chor singen Menschen über alle Gemeindegrenzen hinweg mit, die Posaunenchöre spielen Himmelfahrt zusammen, der Kinderchor steht schon immer allen Kindern offen und neue Ideen wie das Babysingen und die Chöre und die Band des Popkantorats freuen sich über Teilnehmende aus allen Gemeinden.

Der nächste Konfijahrgang (2026-2028) wird ein gemeinsamer sein. Wir fahren zusammen auf Freizeit, erleben Glauben zusammen und stellen uns gegenseitig Fragen. Wir werden Projekte verfolgen, zu einer Gruppe zusammenwachsen und trotzdem in der eigenen Gemeinde beheimatet bleiben. Gerade für Jugendliche kann das auch ein Lernprozess sein: Sie können Unterschiede und Gemeinsamkeiten wahrnehmen und dadurch auch ihre eigene Persönlichkeit und ihre Meinung zur Kirche bilden.

Die kommenden Jahre können Angst machen. Wir können nicht verschweigen, dass sich Kirche sehr verändern wird und sich auch verändern muss. Da fragt sich vielleicht der eine oder die andere: Wo bleibe ich da mit meinen Fragen und Bedürfnissen, mit meinen liebgewonnenen Traditionen und Formen?

Uns ist es ein großes Anliegen, nicht Ihnen die Angst zu nehmen, sondern diese Angst zu transformieren: Diskutieren Sie mit uns! Bringen Sie sich ein! Sprechen Sie uns an, sodass wir gemeinsam überlegen können, wie wir uns verändern können. Überzeugen Sie sich selbst, Freunde und Nachbarn, in der Kirche zu bleiben. Wenden Sie sich nicht aus Enttäuschung ab, sondern kommen Sie mit uns ins Gespräch über Ihre Wünsche für die Zukunft.

Gott hat schon im Alten Testament seinem Volk Zukunft versprochen: „Denn ich weiß wohl, was für Gedanken ich über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.“ (Jer 29,11)

Gehen wir gemeinsam in die Zukunft – gestalten wir die Kirche von morgen – vertrauen wir einander und unserem Gott!

Herzlichst Ihr Pfarrer Jörg Deppermann und Ihre Pfarrerin Lena Skirka 

Informationen zum Zukunftsprozess der Lippischen Landeskirche finden Sie auch unter https://zukunft-kirche-lippe.de/.